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Wie ich zur Flexitarierin wurde

Der steigende Fleischkonsum ist einer der größten Treiber der Klimakrise, aber nicht nur das. Auch der Tierschutz leidet darunter. Für mich der Grund Flexitarierin zu werden. Wie mir die Umstellung gelang erfährst du hier.

 

Als ich vor dreieinhalb Jahren als Quereinsteigerin den Ernährungs- und Haushaltsunterricht in einer Mittelschule übernahm, stand ich vor der Frage, was ich meinen Schülern und Schülerinnen gerne mitgeben möchte. Jetzt mag man vielleicht meinen "Steht ja eh alles im Lehrplan." Jein. Wer Lehrpläne kennt, der weiß, dass Inhalte dort sehr abstrakt gehalten werden. Sehr oft (18 mal) kommt das Wort "Gesundheit" darin vor. Das Wort ökologisch nur viermal.

Aber ich zog es durch. Einer meiner wichtigsten Grundsätze beim Unterricht lautete also: Die verwendeten Lebensmittel sollten regional, saisonal und wenn möglich biologisch sein und die Gerichte vollwertig. Darüber hinaus konnte es (rein aus budgetären Gründen...insgesamt gab es drei Euro Budget pro Kochtag und Nase) nicht immer Fleischgerichte geben. Also: Mission angenommen:

1. Den Kids zeigen, dass viele Speisen auch ohne Fleisch lecker schmecken

2. Ihnen beweisen, dass BIO nicht teuer sein muss.

Das war nicht einfach und auch nicht ohne Konflikte möglich. Problem dabei waren weniger die Schüler:innen als so manches Elternteil....ich solle doch den Kindern bitte ordentliche Österreichische Hausmannskost beibringen und das gehe nur mit Fleisch...

Aber ich dachte mir: "Das muss ich aushalten und zu meinen Werten stehen." Gesagt, getan. Zur Beruhigung manch erregter Gemüter: Natürlich lernten die Kids auch wie man (Puten)Schnitzerl mit Kartoffel-Vogerlsalat macht. Pute und nicht Kalb oder Schwein, weil natürlich Kinder aller Konfessionen die Gerichte essen können sollten..

Aber nicht nur im Unterricht beschäftigte mich das Thema. Auch privat. Richtig "Klick" gemacht hat es, nachdem ich Cornelia Diesenreiters Buch "Nachhaltig gibt's nicht" gelesen hatte. Ein unglaublich ehrliches Buch und eine absolute Leseempfehlung!

Als ich das Buch zuklappte hatte ich mich entschieden: Ich wollte meinen Beitrag zum Klimaschutz auch mit meiner Ernährung leisten und weniger Fleisch essen. Meinen Milchverbrauch hatte ich schon davor drastisch gegen Null reduziert, weil ich begonnen hatte meinen Kaffee schwarz zu trinken. Das tat mir auch gesundheitlich gut, weil mein Blutzuckerspiegel nicht mehr außer Kontrolle geriet.

Beim Fleisch war es schwieriger. Warum? Einfach, weil ich wirklich gerne Fleisch esse. Also wie sollte ich das schaffen, hier zu verzichten? Erster Fehler. Der Blickwinkel. Ich reformulierte die Frage: Wie schaffe ich es weniger Fleisch zu essen und dafür das was ich esse mehr zu genießen?

Wenn man etwas in seinem Leben verändern möchte, dann ist die erste Regel: Setze dir realistische Ziele! Ich wusste, dass ich nicht komplett verzichten würde können. Daher setzte ich mir das Ziel mich an die Empfehlungen der WHO zu halten und nur noch zweimal pro Woche Fleisch und maximal einmal Fisch zu essen, wenn möglich sogar weniger. Am Beginn war es wirklich hart. Vor allem, weil ich ja auch noch meine Familie zu versorgen hatte...darunter ein richtiger Fleischtiger. Diese Nuss knackte ich indem ich, wenn ich kochte, eine Grundvariante ohne Fleisch zubereitete und eine kleine Extraportion mit Fleisch. Mein zweiter Trick war, dass ich mir aufschrieb, wann ich damit rechnen könnte sowieso Fleisch zu essen. Zum Beispiel bei Familienfeiern oder wenn ich meine Eltern besuchte. Manche Zeiten (wie z.B. Weihnachten) sind durch mehr Verzehr geprägt, andere (z.B. Fastenzeit) durch weniger. Mittlerweile habe ich mich gut an dieses Ernährungs-verhalten gewöhnt und empfinde es nicht mehr als Verzicht - vielmehr hat sich auch mein gesamtes Geschmackserlebnis verändert und ein positiver Aspekt zum Schluss: Auch mein körperliches Wohlbefinden hat sich gesteigert.

Abschließend möchte ich festhalten: Ich würde nie jemandem vorschreiben wollen, dass er oder sie auf Fleisch verzichten muss...ich kann es aber empfehlen es einfach mal für eine Zeit auszuprobieren. Dem Körper tut es gut und dem Klima auch.

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